Schritt für Schritt Anleitung

Immer wieder tritt sie ins Schülerleben: Die Gedichtanalyse. Und oft startet man holprig und eine vollständige Analyse stellt für viele Schüler zunächst eine Herausforderung dar. Immerhin müssen bei der Gedichtanalyse nicht nur einige Formalia untersucht werden, sondern das Gedicht auf Elemente wie beispielsweise Stilmittel, Reimschema und natürlich das Versmaß analysiert werden.
Hier ein kleines Tutorial, wie man mit dieser nicht immer unproblematischen Textanalyse umgehen kann.
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Wie schreibe ich überhaupt eine Gedichtanalyse?
Als übergeordnetes Video hier das "Produkt", auf das es aufkommt.
Fehlerquellen bei der Gedichtanalyse
  • Falsch: Die Form und der Inhalt werden oftmals nicht aufeinander bezogen. Es folgt nach der Beschreibung des Aufbaus lediglich eine Wiedergabe des Inhalts.
  • Richtig: Form und Inhalt eines Gedichts müssen bei der Analyse immer aufeinander bezogen werden. In den meisten Werken bestimmen sie sich sogar gegenseitig.
  • Falsch: Inhaltliche Schlüsse werden häufig vorschnell gezogen. Wir haben eine Meinung und setzen alles daran, diese in das Gedicht zu interpretieren.
  • Richtig: Idealerweise lesen wir ein Gedicht mehrmals und analysieren dann dessen Struktur, um uns eine fundierte Meinung in der Gedichtanalyse zu erlauben.
  • Falsch: Häufig gibt es kaum eine Unterteilung in der jeweiligen Gedichtanalyse. Das bedeutet, dass die einzelnen Abschnitte der Form nicht sichtlich voneinander getrennt sind.
  • Richtig: Es braucht bei der Gedichtanalyse nicht unbedingt Zwischenüberschriften. Dennoch ist eine klare Gliederung wichtig und Sinnabschnitte, die wir mithilfe von Absätzen trennen können.
  • Falsch: Behauptungen werden häufig einfach in der Arbeit aufgestellt, ohne sie genau am Text zu belegen oder überhaupt belegen zu können.
  • Richtig: Jede Interpretation oder Behauptung, die wir aufstellen, müssen wir komplett begründen können und zwar nicht, weil wir es wollen, sondern eine Entsprechung im Gedicht selbst finden.
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Die rhetorischen Mittel - Teil 1

Rhetorische Mittel sind allgegenwärtig. Quasi jeder Werbespruch verwendet rhetorische Figuren. Auch wir selbst benutzen sie ständig, ohne uns dabei bewusst zu sein. Jedoch führt eine Bewusstmachung zu einer deutlich verbesserten Kompetenz mit Sprache umzugehen.
Die Kunst der Rhetorik blickt auf eine über 2000 Jahre Geschichte zurück und wurde maßgeblich von Großen Namen wie Platon, Sokrates und Cicero geprägt. Fast alle rhetorischen Mittel haben ihren Ursprung in der Antike. Im Laufe der Zeit etablierten sie sich dann im alltäglichen Sprachgebrauch und werden von uns heute ganz selbstverständlich verwendet.

In der Schule sind häufig zwei verschiedene Kernkompetenzen gefragt. Zum einen rhetorische Mittel erkennen und zum anderen ihre Wirkung beschreiben. Da die Wirkung zu einem nicht unwesentlichen Teil vom unmittelbaren Kontext abhängig ist, kann man an dieser Stelle nur recht weitläufige Aussagen treffen. Detailliertere Auflistungen zu einzelnen Stilmittel findet ihr auch in dieser Kategorie (Fach/Deutsch).
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Die rhetorischen Mittel - Teil 2
Der zweite Teil als Ergänzung zum oberen Video.
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Reimschema, Metrum und Kadenz
Das Metrum (Versmaß; Versfuß) ist ein Begriff aus der Verslehre (Metrik). Dabei beschreibt das Versmaß, inwiefern die einzelnen Silben im einzelnen Vers betont oder unbetont sind. Dadurch kann das Versmaß innerhalb eines Gedichts selbstverständlich dessen Rhythmus und Struktur, aber auch maßgeblich die Stimmung sowie unsere Lesart beeinflussen.

Natürlich gibt es auch Gedichte, die keinem einzigen Reimschema folgen. Das bedeutet also, dass wir auch annehmen können, wenn keines der vorgestellten Reimschemata passt, dass sich das Werk schlicht und ergreifend nicht reimt. Vor allem in aktueller Lyrik finden sich selten solche Reimformen.

Weiterhin gilt es das Reimschema zu bestimmen. Generell unterscheidet man hier zwischen sieben verschiedenen gängigen Reimschemata und zwar:

  • 1. Paarreim: A – A – B – B
  • 2. Umarmender Reim: A – B – B – A
  • 3. Kreuzreim: A – B – A – B
  • 4. Haufenreim: A – A – A – A
  • 5. Schweifreim: A – A – B – C – C – B
  • 6. Kettenreim: A – B – A – B – C – B – C
  • 7. Verschränkter Reim: A – B – C – A – B – C

Durchaus ist es denkbar, dass in dem Gedicht unterschiedliche Reimschemata verwendet worden sind.

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Zitieren in Klausuren
Zitate haben eine wichtige Funktion:
Bei Textanalysen und Interpretationen dienen sie als Nachweis, dass eine bestimmte Interpretation durch den Text "belegt" werden kann. Man sollte aber eher sparsam zitieren: nicht ganze Abschnitte abschreiben, sondern kurze, aussagekräftige Stellen auswählen. Insgesamt muss in einer Klassenarbeit/Klausur der Analyseumfang wesentlich größer als der Zitatenanteil sein! Grundgedanke sollte die Leserfreundlichkeit sein.